Partnerschaftskonzert


Erlanger Kammerorchester

und Mitglieder des

Jugendsymphonieorchesters Wladimir





Dienstag, 22. Februar 2005, 20 Uhr


Redoutensaal Erlangen



Alexander Glasunow

1865 - 1936


Suite für Streicher op.35


Introduction et Fugue

Scherzo

Orientale

Tema con Variazioni: „Tranquillo“ - „Mistico“ - „Scherzo“ - „Pensieroso“- „Alla Polacca“

Valse



------------ Pause ------------



Wolfgang Amadeus Mozart

1756 - 1791


Konzert für Oboe und Orchester C-Dur KV 314/285d


Allegro aperto

Adagio non troppo

RONDO Allegretto



Felix Mendelssohn Bartholdy

1809 - 1847


Sinfonie Nr. 9 c-Moll für Streichorchester

Schweizer Sinfonie“


Grave - Allegro

Andante

Scherzo

Allegro vivace


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Solist: Paolo Arantes, Oboe


Leitung: Alexander Tichonow

Ulrich Kobilke




Mitwirkende beim Partnerschaftskonzert


1. Violine 2. Violine

Mathias Bock EKO Angelika Leyk EKO

Pawel Mumjatow JSW Sergej Tscherkassow JSW

Torsten Bischoff EKO Sebastian Weibels EKO

Alexej Tscherkassow JSW Wera Milowanowa JSW

Christoph Steinmeyert EKO Dietmar Röhling EKO

Jelena Spagina JSW Andrej Timofeew JSW

Eva Gumbert EKO Herbert Thomas EKO

Friederike Haupt EKO Eckhard Fuchs EKO

Rainer Haerten EKO Bettina Sandner EKO

Ina Wirries EKO Gerhard Klier EKO

Christiane Donat EKO Alexandra Erhardt EKO

John-Patrick Wittmann EKO Birgit Nawratil EKO

Sabine Stawitzki EKO Carmen Münzner EKO

Raphael Rauh EKO



Viola Violoncello

Günther Kostka EKO Judith Rüdiger EKO

Anna Jermolajewa JSW Thorolf Haupt EKO

Adolf Pongratz EKO Andreas Strübing EKO

Uljana Kornjakowa JSW Wela Seel EKO

Astrid Keste EKO Anna Diemer EKO

Hans-Joachim Grund EKO Katharina Diepolder EKO

Meta Bischoff EKO Andreas Anzeneder EKO

Ingrid Bär EKO




Kontrabass Oboe

Gerhard Rudert EKO Dagmar Schimmelpfennig EKO

Elena Gorlowa JSW Florian Marinescu EKO

Eduard Pöschl EKO


Horn

Turgay Hilmi EKO

Satoru Sojeima EKO










Alexander Glasunow

Suite für Streichorchester op.35

Alexander Glasunow entstammte einer wohlhabenden Petersburger Verlegerfamilie. Er er­hielt jede erdenkliche Förderung, konnte frühzeitig seine musikalischen Begabung entfalten und machte dementsprechend eine "steile" Karriere. Dank seines schnell anwachsenden Renommees als Komponist wurde er 1898 zum Professor an das ehrwürdige St. Petersburger Konservatorium berufen und 1905 zu dessen Direktor ernannt. In dieser Funktion, die er bis 1928 ausübte, vermittelte er seinen zahlreichen Schülern - darunter Prokofieff und Schostakowitsch - das solide handwerkliche Können, das die Grundlage für deren spätere musikgeschichtlicher Bedeutung lieferte.

Glasunow selbst wurde geprägt von den "absoluten" Größen der russsischen Musikkul­tur des späten 19. Jahrhunderts. Er war Schüler und Freund Balakirews und Rimsky-Korsakows, und auch mit Tschaikowsky verband Glasunow schon früh eine enge, von ge­genseitiger Be­wunderung und Hochachtung getragene künstlerische und menschliche Freundschaft. Das Ergebnis: Glasunow war als Musiker souverän in jeder Hinsicht. Seine Musik zeichnet sich aus durch formvollendete Ausgewogenheit, elegante Diktion und per­fekte kompositorischen Technik. Vielgerühmt wurde zudem Glasunows virtuose Orches­trierungskunst und seine klanggerechte, für jedes Instrument dankbare Schreibweise, die genaue Kenntnis der techni­schen und expressiven Möglichkeiten aller Instrumente verrät. So berichtete Schostakowitsch, wie Glasunow - der auch als Dirigent in Erscheinung trat - während einer Probe einem Hornisten, der sich über die Unspielbarkeit einer Stelle be­klagt hatte, das Instrument aus der Hand nahm und die Partie dem Musiker und seinen Kollegen einwandfrei vorspielte.

Von 1887, aus der Zeit der ersten Bekanntschaft mit Tschaikowsky, datiert Glasunows Streichersuite. Der Komponist, dessen Domäne auf der "großen" Symphonie und der "elitä­ren" Kammermusik lag, erweist sich darin als Meister der Miniatur mit klassizisti­schem Ein­schlag. So überträgt der Eröffnungssatz Bachs bekanntes Barock-Paar aus Präludium und Fuge in eine russisch-spätromantische Kombination von Andante und Fuge. In der Sequenz von Genrestücken folgen danach zunächst ein Scherzo und ein dem Exotismus Tribut zollen­des "Orientale". Die sich anschließende Folge von Abwand­lungen bringt sechs Charakterva­riationen eines vielschichtigen Themas: Ruhig, mystisch, scherzhaft, versonnen und "alla polacca" lauten die Beischriften. Das "Finale" bildet ein Walzer - ein Tanztypus, dem Glasunow immer wieder, auch in großen symphonischen Konzertwalzern à la Tschaikowsky, huldigte.



Wolfgang Amadeus Mozart

Konzert für Oboe und Orchester C-Dur KV 314/285d

Das hier gespielte Mozart-Bläserkonzert existiert in zwei Fassungen: Zum einen als Flötenkonzert in D-Dur (KV 314), zum anderen als Oboenkonzert in C-Dur (KV 285d). Das Original ist definitiv das Oboenkonzert - der geforderte Tonumfang in den Soli wie auch die ganze Idiomatik lassen dies als unumstößliche Tatsache erscheinen. Mozart komponierte es im Sommer 1777 für den italienischen Oboenvirtuosen Giuseppe Ferlendis, der von 1775 bis 1778 Mitglied der Salzburger Hofkapelle war. Dass dieses Oboenkonzert für Ferlendis später auch als Flötenkonzert erschien, hängt mit Mozarts Aversion gegenüber der Flöte zusam­men. Er konnte sie "nicht leiden", und als er 1778 von dem holländischen Musikliebhaber und dilettierenden Flötenspieler Ferdinand Dejean (de Jean oder Dechamps) mit einem ganzen Set von konzertanten Flötenwerken beauf­tragt wurde, griff er einfach auf jenes Oboenkonzert für Ferlendis zurück und transponierte es zum D-Dur-Flötenkonzert.

Ob als Oboen- oder als Flötenkonzert - das eröffnende Tutti des Werks skizziert alle wesentlichen Themen des ersten Satzes: Sein vorwärtsdrängendes synkopiertes Haupt­thema, sein galantes Seitenthema (das Mozart augenzwinkernd nur zögernd in Schwung bringt) sowie das spitzbübische Kadenzthema, dessen Abschlussphrase sich später über­raschend als Eröffnungsphrase des Solothemas entpuppt. Wie in anderen Konzertsätzen Mozarts aus jener Zeit ist auch das Orchestergewebe dieses Allegros von einer Opera-buffo-haften Lebendigkeit erfüllt. Die einzigen "ernsten" Töne des Konzerts finden sich paradoxerweise in der Serenität, mit der im Andante das Solo die behäbige Einleitungs­geste der Streicher beantwortet, und in dem tiefsinnigen Gespräch zwischen Oboe und Orchester des zweiten Themas. Das abschließende Rondo ist wiederum vom Geist der Opera buffa geprägt. Das Hauptthema verwendete Mozart 1782 in vereinfachter Form für Blondchens Arie "Welche Wonne, welche Lust" in der "Entführung aus dem Serail" wieder. Seine geistreichen Abwandlungen und kontrapunktischen Verarbeitungen bestimmen weitgehend den Satzverlauf; eigenständigen Rang gewinnt lediglich ein figurativ gestaltetes Thema zu synkopischer Streicherbegleitung.



Felix Mendelssohn Bartholdy

Sinfonie Nr. 9 c-Moll für Streichorchester „Schweizer Sinfonie“

Eigentlich ist Mendelssohn der einzige prominente Komponist zwischen Beethoven und Bruckner, der die schicksalhaft-grenzwertige Neunzahl an Symphonien bei weitem über­traf. Denn korrekt besehen hat Mendelssohn nicht fünf, sondern sage und schreibe sieb­zehn Symphonien geschrieben: Den "offiziellen" Symphonien Nummer 1 bis 5 gingen nämlich die zwölf sogenannten "Streichersymphonien" voraus. Die zwischen 1821 und 1823 entstandenen Partituren, die - wie der Name besagt - Streicher alleine fordern, sind Jugendwerke eines Zwölf-, Dreizehn- und Vierzehnjährigen. Dieser erprobte in ihnen das symphonische Genre und ließ all das kreativ werden, was er über seinen Lehrer Carl Friedrich Zelter kennen gelernt und studiert hatte: die Satztechniken Bachs und Händels, ja Palestrinas, den vorklassischen Stil der Bach-Söhne und die Hochklassik Haydns und Mozarts. Indes sind die "Streichersymphonien" keine bloßen Stilübungen, sondern zeigen die Handschrift individueller Auseinandersetzung. Dass Mendelssohn die "Nr. 13" der Streichersymphonien später um Bläser plus Pauke erweiterte und in dieser Fassung 1830 als seine "Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 11" drucken ließ, zeugt von der Qualität der frühen Werke, befand doch der selbstkritische Komponist weder die "Reformationssymphonie" noch die berühmte "Italienische" zeitlebens einer Druckpublikation für wert.

Die "Nr. 9" der Streichersymphonien beginnt langsam, gravitätisch, mit einer Grave-Ein­leitung. Sie beschwört zunächst den Tonfall Bachscher Passionen und mündet dann in eine "romantische" Religioso-Intonation aus einem feierlichen Choralthema über "gehen­dem" Bass. Mit dem Einsatz des Allegros sind wir auf klassischem Terrain: Mozart und Haydn lassen grüßen, und das zweite Thema ruft Schubert in Erinnerung. Die Schluss­gruppe hat indes schon Mendelssohnschen Impetus.

Das Andante erstaunt durch sein musikalisches "Chiaroscura", durch seine tönende Helldunkelmalerei. Ein hoher Streichersatz (mit vierfach geteilten Violinen), im Ausdruck licht, fragil, zart und gleichsam sphärisch entrückt, wechselt ab mit einem "irdisch" kom­pakten Thema der tiefen Streicher. Die Streicherbässe geben auch die Impulse für den aktionsreichen Verlauf des folgenden Scherzos. Dessen Mittelteil - das Trio - gab dem Werk seinen Beinamen "Schweizer Symphonie". Im warmen Streicherklang ertönt eine volksliedartige Melodie mit diskreten Anklängen an Jodlerrufe. Mendelssohn hat dieses Trio mit "La Suisse" überschrieben, ist es doch ein tönendes Souvenir an jene Ferienrei­se, die ihn im Sommer 1822 mit seiner Familie ins Schweizer Bergland führte, über den Simplon bis hinunter zum Lago Maggiore.

Rastlos schnurrt der abschießende vierte Satz dahin. In den Fugato-Partien offenbart der Teenager mit kontrapunktischer Eloquenz sein satztechnisches Können. Doch daz­wischen klingt immer wieder ein wehmütiger frühromantischer Ton an, der auf den erwa­chsenen Mendelssohn vorausweist. Am Ende steht eine feurige beschleunigte Presto-Coda; danach: Schlussakkord und Finis.


Klaus Meyer


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Paulo Arantes


Paulo Arantes. in Brasilien geboren, begann sein Oboenstudium 1972 an der Musikschule von Piracicaba bei Sao Paulo. Während der Festivals von Curitiba, Salvador da Bahia und Brasilia 1975 bis 1977 wurde der deutsche Professor Ingo Goritzki auf ihn aufmerksam. Im Jahre 1977 war Paulo Arantes 1. Preisträger des „Wettbewerbs Junger Instrumentalisten“ in Brasilien. Danach studierte er bis 1982 als DAAD-Stipendiat an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Von 1983 bis 1986 rundete er seine Ausbildung in Paris bei Prof. Alain Denis und Prof. Maurice Bourge ab.

Als 1. Solo-Oboist begann seine Laufbahn beim Sinfonie Orchester Campinos, von 1980 bis 1983 folgte ein Engagement bei den Nürnberger Symphonikern bevor er Mitglied des „Orchestre de Chambre Francais“ wurde. 1986 wieder zurück in Deutschland spielte er zunächst als 1. Solo-Oboist im Philharmonischen Orchester der Stadt Gelsenkirchen, seit 1989 hat Paulo Arantes diese Position bei den Nürnberger Philharmonikern inne.

Daneben entfaltet er eine rege Tätigkeit als Kammermusiker und Solist. Er ist Mitbe­gründer der „Nürnberger Philharmonie e. V.“. Sein Repertoire umfasst Werke zwischen Barock und Avantgarde.


Alexander Tichonow


Alexander Tichonow wurde 1938 in Wladimir geboren. Von seinen Eltern, ebenfalls Musiker, wurde sein Talent früh gefördert. 1968 schloss er das Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium ab, das damals von Mstislaw Rostropowitsch geleitet wurde. Anschlie­ßend ging er an das Rimski-Korsakow-Konservatorium nach Leningrad, wo er 1973 promovierte.

Es folgten Lehraufträge als Kontrabassist in Tiflis, Ufa und Gorki sowie Auftritte mit Symphonieorchestern unter der Leitung von Dirigenten wie K. Kondraschwili, A. Knorre, R. Barschajem, K. Iwanow, I. Markewitsch, C. Cecchi, F. Privitali (Italien), Juzo Tojamo (Japan), A. Pongratz (Deutschland).

Seit mehr als zwanzig Jahren unterrichtet Alexander Tichonow an der Pädagogischen Universität Wladimir und leitet das dortige Jugendsymphonieorchester, mit dem er schon mehrfach in Erlangen erfolgreich aufgetreten ist.


Ulrich Kobilke


1952 in Bayreuth geboren, stand Ulrich Kobilke 1986 zum ersten Mal am Pult des Erlanger Kammerorchesters, das ihn 1993 zu seinem ständi­gen Dirigenten wählte.

Seine Ausbildung zum Schulmusiker erhielt er an der Münchener Mu­sikhochschule. Zu dieser Zeit leitete er die Prager Universitätssänger­schaft in München.

Er ist in Erlangen als Seminarleiter tätig und hat einen Lehrauftrag für Mu­sikgeschichte an der Musikhochschule Nürnberg. Im Dezember 2000 nahm er an einem Meisterkurs von Menahem Pressler (Beaux Arts Trio) in Basel teil. Als Pianist widmet er sich mit großem Vergnügen der Kammermusik.