Erlanger Tagblatt zu dem Konzert am 26. März in Erlangen

 

Gelungene Gemeinschaftsarbeit

Riesenbeifall für Partnerschaftskonzert der Kammerorchester von Erlangen und der Jenaer Philharmonie

Hat sich der Bahnhof in Jena auch recht ungastlich entwickelt, auf den Notenlinien-Gleisen funktioniert das Hin und Her zwischen den Partnerstädten problemfrei seit der politischen Wende. Im Herbst feierte der Chorkreis von St. Sebald mit seinen Sängerfreunden aus dem Chor der Friedrich-Schiller-Universität - hier wie dort - ein konzertantes Freudenfest zum zehnten Jahrestag des Mauerfalles.

Jetzt konnte das Erlanger Kammerorchester auf zehn Jahre gelebte Partnerschaft mit dem Kammerorchester der Jenaer Philharmonie verweisen. Seit Januar 1990 floriert das anregende Miteinander. Die Früchte der Begegnungen schmeckten immer köstlich. Man spürte das freundliche Klima.

Getrennte Vorbereitung und konzentrierte Gemeinschaftsarbeit, Freude an der Orchesterbeziehung und Harmonie auf dem Podium waren auch diesmal das offene Geheimnis für das Gelingen und die Garanten für künstlerisches Format.

Für den Auftakt jedoch hätte man sich etwas mehr spielfreudige Beschwingtheit gewünscht und dazu auch die schöne Konzertorgel aus dem Jenaer Volkshaus. Statisch klar in Bau und Struktur, mit Fugen- und Choral feierlichkeit, Sinn für auf Bläser übertragene Registerfarben iieß EKO-Chef Ulrich Kobilke ein Memorial für Joh. Seb. Bach errichten mit der Bearbeitung der F-Dur-Toccata für großes Orchester von Walter Pfann.

Bei Beethovens c-Moll-Klavierkonzert war das Orchester dann so recht in seinem Element. Forderte - unter Kobilkes Leitung- mit symphonischem Elan, differenzierten Argumenten den Solisten zu lebhaftem Dialog heraus. Andreas König - 17-jähriger Gymnasiast des Fridericianums, schon Gewinner wichtiger Wettbewerbe - reagierte souverän, technisch in bester Verfassung, hellhörig auf alle Fragen eingehend. Der Klassikpreisträger fand dabei zu ausgewogener Mischung aus Ernst und virtuoser Brillanz, lyrischer Entrücktheit, dramatischer Kraft und launiger Verve.

Anwalt Dvoraks
Nach der Pause gehörte das Pult Andreas S. Weiser. Mit Adolf Pongratz (der jetzt bei den Violinen mitwirkt) hatte er als GMD der Jenaer Philharmonie die Orchesterpartnerschaft mit auf den Weg gebracht. Nun kam er als Gast und machte sich zum engagierten Anwalt für Antonin Dvoraks erstaunlich selten aufgeführte 5. Symphonie.

In ihrer Frische und Heiterkeit, der thematischen Ökonomie steht sie Dvoraks Achter nahe, in der pastoralen wie kämpferischen Stimmung lässt sie an Beethoven denken. Den Musikern bedeutet sie harte Arbeit. Weiser, ganz Vaclav Neuman-Schüler, führte und animierte ebenso temperamentvoll wie umsichtig, vermochte dem fränkisch-thüringischen Superorchester noch Leistungsreserven für Steigerungsmöglichkeiten abzuverlangen.

Die Aufführung hatte großen Zug, mitreißenden Schwung, was Feinzeichnung keineswegs ausschloss. Da war alles da: rhythmisch flexibler Elan und schwelgerisch melodi

Herzliche Freude auf dem Podium. Riesenbeifall von den zu Hauf gekommenen Zuhörern, darunter auch Bürgermeister Gerd Lohwasser und Alt-OB Dietmar Hahlweg, dem die Städtepartnerschaft Herzenssache war und ist. SILKE ZIETEN

eko.xml: Sa, 29. Mai 2004