Erlanger Nachrichten zur Sommerserenade in Pommersfelden

 

Spielerische Leichtigkeit

Sommerlust: Erlanger Kammerorchester in Pommersfelden

Es ist seit langem schöne Tradition, dass der musikalische Sommer in Pommersfelden mit einem Konzert des Erlanger Kammerorchesters eröffnet wird, und erfreulich viele Musikliebhaber begaben sich am Samstag und Sonntag aufs Land, um einen Abend mit Werken von W. A. Mozart zu verbringen.

Keine leichte Aufgabe hatten sich die Mitglieder des hoch angesehenen Liebhaber-Orchesters damit gestellt, denn kaum ein anderer Komponist fordert dem Einzelnen soviel Können und Disziplin ab, wie eben dieser Meister der vitalen Leichtigkeit. Doch schon bei der Ouvertüre zur "Entführung aus dem Serail" lösen sich etwaige Zweifel in prächtigem Orchesterklang, erfüllen Pauken und Triangel den Marmorsaal mit orientalischem Gewürz. Ulrich Kobilke hat ein maßvolles Tempo gewählt, nicht aus Rücksicht auf seine Musiker, sondern um das Werk in seiner Schönheit wirken zu lassen. Herrlich bedächtig gelingt der versammelte Mittelteil, spannend in zarter Luftigkeit.

Als Solistin konnte das Erlanger Kammerorchester die langjährige Konzertmeisterin der Bamberger Symphoniker, Elisabeth Kufferath, gewinnen. In der Tat ein Gewinn. Mit kraftvoller Intensität tritt sie nach der lebendigen Einleitung ruhig in das Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219 ein, lässt ihr Instrument mit mühelosem Strich die Kantilenen des Allegro aperto singen, setzt sich temperamentvoll gegen das mitunter etwas zu starke Orchester durch. Wundervoll verbreitet sich die Geige bei der Kadenz im großen Raum. Die langen Melodiebögen des Adagio gestaltet die Solistin genießerisch mit viel Atem, lässt träumerisch die Melodien schweben, um im anschließenden Rondeau mit dem Orchester zu tanzen, wobei ihr technisches Können gerade nicht durch offensichtliche Virtuosität, sondern durch die scheinbar spielerische Leichtigkeit offenkundig wird. Immer wieder beginnt sich das Perpetuum mobile von neuem zu drehen, führt zu dramatischen "alla Turka"-Variationen, akzentuiert und energisch von den Musikern dargeboten.

Nach der Pause bietet die "Linzer" Symphonie Nr. 36 C-Dur KV 425 dem Orchester nochmals die Gelegenheit, seine Disziplin, Spielfreude und Musikalität zu demonstrieren. Das stets freundliche, motivierende Dirigat von Ulrich Kobilke führt die Musiker durch das spritzige Allegro spiritoso, weckt in jedem das Temperament, formt galanten Ton. Homogene Empfindung ermöglicht höchste Präzision in den offenen Stellen des Poco Adagio, wohldosierte Dynamik gepaart mit spannenden Zäsuren bezeugen Verständnis für das Werk, exakte Staccato-Läufe, auch in feinster Zartheit, sind Beweis für Probenfleiß und Können. Mit Verve tanzt das Menuetto durch den Prunksaal. Das abschließende Presto gerät zum Feuerwerk. Freudig nehmen die Musiker die Impulse des Dirigenten auf, liefern rasante Läufe in Perfektion.

Das begeistert applaudierende Publikum dankt für einen wunderbaren Serenaden-Abend und der musikalische Sommer in Pommersfelden ist aufs Feinste eröffent.

CORA UITTING

eko.xml: Mi, 21. Jul 2004