ERLANGER KAMMERORCHESTER

 

 

 

 

 

 

 

Sommerserenade

 

 

Samstag, 28. Juni 2003, 19 Uhr

Sonntag, 29. Juni 2003, 19 Uhr

 

Schloß Weißenstein/Pommersfelden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Solist:

 

Mathias Bock

Violine

 

 

 

Leitung:

 

Ulrich Kobilke

 

 

 

 

 

 

 

Henry Purcell

1659 - 1695

 

Music for A Midsummer Night’s Dream

Musik zu „Ein Sommernachtstraum“

 

 

 

Ralph Vaughan Williams

1872 - 1958

 

The Lark Ascending

Romanze für Violine und Orchester

 

 

 

 

 


Joseph Haydn

1732 - 1809

 

Symphonie Nr. 82 C-Dur

„L’ours  -  Der Bär“

 

Vivace assai

Allegretto

Menuetto

Finale - Vivace

 

 

 

George Gershwin

1898 - 1937

 

Summertime

aus „Porgy and Bess“

 

Henry Purcell

„The Fairy Queen  -  Music For A Midsummer Night’s Dream“

(Musik zu „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare)

 

Von den Zeitgenossen wurde er bewundernd „Orpheus britannicus“ genannt. Er war der größte englische Komponist des 17. Jahrhunderts und darüber hinaus einer der bedeutendsten Komponisten des Barockzeitalters überhaupt: Henry Purcell  -  Londoner Hofkapellsänger, später Organist an der Westminster Abbey und Organist der Chapel Royal. Als Komponist schrieb Purcell vor allem Instrumentalmusik und (vokale) Kirchenmusik. Die Musik für das Theater nimmt dagegen in Purcells OEuvre nur einen relativ kleinen Raum ein. „Relativ“  - weil er gleichwohl rund fünfzig Schauspielmusiken schrieb sowie eine große dreiaktige Oper („Dido and Aeneas“) und fünf sogenannte „Semi-Operas“ (Halbopern).

Hinter dem Begriff „Semi-Opera“ verbergen sich nichts anderes als Schauspiele mit vielen Musikeinlagen: Ouvertüren, Zwischenaktmusiken, Tänze, Lieder. Zu dem Genre der „Semi-Opera“ gehört auch die hier gespielte Purcellsche Musik zu Shakespeares „A Midsummer Night’s Dream“ (Ein Sommernachtstraum). Entstanden 1595 oder 1596 markiert das Stück den Höhepunkt des frühen Komödienschaffens von Shakespeare. Es spielt in Athen und Umgebung und verschränkt im Rahmen einer so verwickelten wie temporeichen Handlung die verschiedensten Aktionsebenen und Sphären: Die höfische Welt des Athener Herzogs Theseus, die profane Welt der Handwerker Athens und die Feen- und Elfenwelt eines geheimnisvollen Naturreiches. Purcell schrieb seine musikalische Adaption des Stoffes 1692 unter dem Titel „The Fairy Queen“ (Die Märchenkönigin). Sie demonstriert von Fall zu Fall alle Qualitäten seines Stiles: Das Majestätische-Prunkvolle, das Liedhafte der Melodik, das Chromatisch-Kühne der Harmonik und,  und,  und .....

 

 

 

Ralph Vaughan Williams

The Lark Ascending“ (Die Lerche steigt auf)

Romanze für Violine und Orchester

 

Nach Purcells Tod fiel in England die Kunstmusik gleichsam in einen Dornröschenschlaf. So unglaublich es auch erscheinen mag: im 18. und 19. Jahrhundert gab es keinen einzigen englischen Komponisten, der internationale Bedeutung und Bekanntheit erlangt hätte. Erst um die Wende des 20. Jahrhunderts änderte sich dies. Mit dem 1857 geborenen Edward Elgar meldete sich England auf der Bühne der komponierenden Nationen wieder zurück. Und zwar mit einer Musik, die alles in sich trug, was England nach außen hin repräsentierte: imperialen Glanz, Grandeur, Würde, Royalty, Trooping the Colours  -  mit drei Worten: Pomp and Circumstance. Zur ersten englischen Komponistengeneration nach Elgar gehörten dann Gustav Holst und Ralph Vaughan Williams.

Vaughan Williams, der 1872 in der Grafschaft Gloucestershire geboren wurde, war Schüler sowohl von Max Bruch als auch von Maurice Ravel, doch wußte er das, was er bei seinem deutschen und seinem französischen Lehrer gelernt hatte, zu einer echten englischen „National Music“ zu verbinden. Zwischen 1903 und 1913 sammelte Vaughan Williams zudem etwa 800 englische Folksongs, deren Geist in seinem umfangreichen OEuvre weiterwirkte.

Den Kern dieses Schaffens bilden neun große Symphonien. Doch schrieb Vaughan Williams souverän und produktiv auch in nahezu allen anderen Gattungen. „The Lark Ascending“ ist eine Violinromanze von rund vierzehn Minuten Aufführungsdauer. Das Werk entstand 1914, wurde 1920 noch einmal überarbeitet und ein Jahr später in London unter der Leitung von Adrian Boult mit der Solistin Marie Hall uraufgeführt. Die Musik beschwört den Flug einer Lerche  -  jenes „eloquenten“ Vogels, den man über den Feldern  -  zumeist unsichtbar in höchster Höhe  -  in einem fort zwitschern hören kann. Den Ausgangspunkt für Vaughan Williams’ „Lark Ascending“ bildete das gleichnamige Gedicht von George  Meredith, das mit einem Vers beginnt, dessen englische Sprachmelodie schon beinahe selbst Musik ist: „He rises and begins to round / He drops the silver chain of sound / Of many links without a break / In chirrup, whistle, slur and shake“. Die musikalische Umsetzung von Vaughan Williams folgt den Worten und dem Aufbau des Gedichts, wobei das nahezu durchgehend eingesetzte Solo-Instrument sich in einem virtuos-kadenzhaften, aber gleichwohl nobel-eleganten Stil bewegt.

 

 

 

Joseph Haydn

Symphonie Nr. 82 C-Dur Hob. I:82 „L’Ours“ (Der Bär)

 

In himmelblauen Fracks mit eleganten Spitzentressen, die Degen an der Seite  -  so spielten die Musiker des berühmten Orchesters der Pariser Konzertorganisation „Le Concert de la Loge Olympique“. Vierzig Violinen und zehn Kontrabässe gehörten zur Streicherformation, und die Holzbläser waren in der Regel vierfach besetzt. Im Pariser Musikleben waren die Auftritte des Orchesters eine Attraktion. Auf Anregung des musikliebenden französischen Aristokraten Comte d’Ogny, einem großen Förderer des „Concert“, komponierte Joseph Haydn 1785 und 1786 sechs epochemachende Symphonien (Nr. 82 bis 87), die den Typus der klassischen Symphonie in stabilisierter Form exemplarisch repräsentierten.

Anders als es die Numerierung anzeigt, ist „Nr. 82“ aus dem Jahr 1786 entstehungsgeschichtlich nicht die erste, sondern die letzte Symphonie der Sechsergruppe. Ihr nicht von Haydn stammender und autorisierter Beiname „L’Ours“ (Der Bär) bezieht sich auf den dröhnenden „Dudelsack-Baß“, der das Finale charakteristisch prägt und als Grundierung des zweiten Themas im eröffnenden Vivace assai bereits anklingt. Ansonsten ist das Werk eine der kraftvollsten, „lautesten“, aggressivsten  -  und temporeichsten Symphonien, die Haydn je schrieb. Wie in Beethovens „Achter“ gibt es keinen langsamen Satz: An zweiter Stelle steht kein beschauliches Andante, sondern ein eher flinkes Allegretto in Form der bei Haydn so beliebten Doppelvariation. Das Menuett gibt sich dagegen  -  ganz dem französischen Geschmack entsprechend  -  großartig und imperial, gleichsam als Nachklang auf barocke Fest- und Repräsentationsmusiken. Der Schlußsatz ist ein typisches spätes Haydn-Finale. Es ist zugleich einfach und gelehrt, volkstümlich-eingängig und hoch artifiziell. Sein Hauptthema scheint gerademal das Einmaleins zu können, doch dann wird mit er größten Leichtigkeit und Souveränität schwindelerregend mit Millionen und aber Millionen multipliziert. Jene Synthese von Kunstanspruch und Unterhaltungswert, die mit der Formal von der „kunstvollen Popularität“ schon ein Musiklexikon des 19. Jahrhunderts der Musik Haydns attestiert hat, erscheint hier auf das höchste kompositorische Niveau gehoben.

 

 

 

George Gershwin

„Summertime“ aus »Porgy and Bess«

 

Für die Jazz-Musiker ist es ein unsterblicher Standard, eine ewige Improvisationsgrundlage. Für die Welt aber ist es so etwas wie ein Volkslied. Es ist Teil unseres musikalischen Bewußtseins und Unterbewußtseins geworden: Das Lied „Summertime“, mit dem sich der Vorhang zum ersten Akt der Oper „Porgy and Bess“ hebt. George Gershwin komponierte das Werk 1934/35 und schuf damit nicht nur ein ganzes Arsenal unsterblicher Melodien. Unter diesen ist die zu „Summertime“ die zarteste und poetischste.

Denn „Summertime“ fungiert in der Oper als ein Wiegenlied. Mit ihm singt die Fischersfrau Clara ihr Baby in den Schlaf: „Summertime an’ the livin’ is easy, Fish are jumpin’ an’ the cotton is high ...“ (Sommerzeit, und das Leben ist leicht, die Fische springen und die Baumwolle steht hoch ...). Die kantable Melodik und die aparte Harmonisierung mit parallelen Molldreiklängen plus „Sixte ajoutée“ verbinden sich zu einer Musik von tragischer Schönheit und einer geradezu schamlos emotionalen Offenheit, die unwiderstehlich bleiben wird, solange es Menschen gibt.

 

Klaus Meyer

 

Mathias Bock

 

Der 1964 in Finnland geborene Geiger absolvierte sein Studium an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. Keltsch und bei Prof. Th. Egel-Goldschmidt an der Musikhochschule in Würzburg. Seine weitere Ausbildung erfolgte bei Lydia Dubrovskaya in Augsburg.

Mathias Bock ist seit 1991 Mitglied der Nürnberger Symphoniker. Als Gründer des „Symphonischen Streichtrios Nürnberg“ ist er mit diesem durch zahlreiche Auftritte bekannt geworden. Neben seiner Orchester- und Konzerttätigkeit besitzt er ein großes pädagogisches Engagement, von dem seine bei vielen Wettbewerben erfolgreichen Schüler profitieren.

Er ist seit einigen Jahren 1. Konzertmeister des Erlanger Kammerorchesters. Bei mehreren Konzerten, auch mit befreundeten Orchestern wie dem Kammerorchester der Jenaer Philharmonie, hatte er bereits Soloauftritte mit Werken von Mozart, Schubert, Prokofjew, Bach und Beethoven.

 

 

Ulrich Kobilke

 

1952 in Bayreuth geboren, stand Ulrich Kobilke 1986 zum ersten Mal am Pult des Erlanger Kammerorchesters, das ihn 1993 zu seinem ständigen Dirigenten wählte.

Seine Ausbildung zum Schulmusiker erhielt er an der Münchener Musikhochschule. Zu dieser Zeit leitete er die Prager Universitätssängerschaft in München.

Er ist in Erlangen als Seminarleiter tätig und hat einen Lehrauftrag für Musikgeschichte an der Musikhochschule Nürnberg. Im Dezember 2000 nahm er an einem Meisterkurs von Menahem Pressler (Beaux Arts Trio) in Basel teil. Als Pianist widmet er sich mit großem Vergnügen der Kammermusik.

 

Wir danken herzlichst unseren Sponsoren

 

 

 

PKS Systemtechnik GmbH, Erlangen

Dr. Peter Koller

 

 

Schuh-Schuster, Erlangen

 

 

Blumen-Walter, Erlangen

 

 

 

für die Unterstützung dieses Konzertes

 

 

 

 

 


V o r a n z e i g e

 

Das ERLANGER KAMMERORCHESTER

 konzertiert wieder am

 

14. November 2003

 

in der

 

Klosterkirche Erlangen-Frauenaurach